FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL

von Johann Wolfgang von Goethe

Abschluss der spielzeitübergreifenden Inszenierungsreihe des Nordharzer Städtebundtheaters zur deutschen Geschichte.


Ausstattung: Andrea Kaempf
mit Arnold Hofheinz, Sebastian Borucki, Gerold Ströher, Lisa Marie Liebler, Mona Luana Schneider, Julia Siebenschuh, Curdin Caviezel, Swantje Fischer u.a.

 

PREMIERE am 10. OKTOBER 2015

„Du bleibst, was du bist.“ Am Anfang und Ende von Philip Jenkins’ „Faust“ steht dieser Satz. Für das Nordharzer Städtebundtheater nimmt der Regisseur Goethes Klassiker auseinander und setzt ihn neu zusammen. Er kürzt das gewaltige Werk, verdichtet es und gibt ihm ein neues Ende. Nicht Gretchen hat damit das letzte Wort, sondern Mephisto. Denn man müsse „ein Ende finden, das dem ’Faust I’ als eigenständige Tragödie gerecht wird“, erklärt Jenkins. […]
Gerold Ströher schleicht und schlendert als Mephisto aalglatt über die Bühne, zeigt Faust die Welt und hält ihm einen Spiegel vor. In der Inszenierung darf das Publikum zwei Faust erleben: Arnold Hofheinz zeigt mit Hingabe einen hochgradig frustrierten Misanthropen, der sich in seinem Studierzimmer einschließt und gegen Gott und die Welt wettert. Bis er Mephisto trifft.
In Jenkins’ Version erscheint Fausts Verjüngung wie ein großer Rausch: Kräftige Farben und seltsame Klänge umgeben den Forscher, der gerade den Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Sebastian Borucki zeigt den im Grunde wiederbelebten Faust als jungen Mann, der sein Recht auf Lust und Leben rigoros einfordert, ohne an die Konsequenzen zu denken. […]

Am Ende nimmt die Inszenierung noch einmal Fahrt auf, wenn eine starke Lisa Marie Liebler als verzweifelte Kindsmörderin im Gefängnis ihren Monolog an Faust anstimmt. […]
Am Ende werden die Akteure zu Zuschauern, die den alten Faust bei seiner verzweifelten Selbsterkenntnis beobachten, dass er niemals alles wissen und verstehen wird.
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG

Den jungen Faust im zweiten Teil gibt Sebastian Borucki. Ein Draufgänger. Ein Liebender – und zugleich Zerstörender, der zum Mörder wird. Die Szenen mit dem erst 14-jährigen Gretchen (Lisa Marie Liebler) sind großartig. Sie zeigt Hoffnung und Verzweiflung, spielt den Tod ihres ertränkten Kindes voll aus. Sie zeigt die Pein über die Gerüchte des Dorfes, sie habe ihre Mutter ermordet. Sie verfällt dem Wahnsinn, als auch noch ihr draufgängerischer Soldaten-Bruder Valentin (Curdin Caviezel) durch Faust erstochen wird. „Heinrich – mir graust vor dir!“ hält sie am Tag vor ihrer Hinrichtung resigniert dem einstigen Liebhaber entgegen.
Die Glanzleistung dieses Abends bietet Gerold Ströher als Mephisto. Schlangengleich, schnell, kultiviert in der Sprachbeherrschung wie in seiner Mimik und dem Fingerspiel. Andrea Kaempf schuf beredt erzählende, zeitgenössische Kostüme für das achtköpfige Ensemble. Ihre Bühne ist Theater auf dem Theater: Ein Gewölbe, das sowohl Studierstube des alten Faust wie Gretchens Zimmer ist, verhangen durch einen roten Theatervorhang. Am Ende sitzt die Dorfgemeinschaft, die Toten wie die Untoten, vor dieser Bühne. Links steht der alte Faust und wiederholt seinen Eingangsmonolog. […] Das Spiel kann von Neuem beginnen.
VOLKSSTIMME