ODYSSEE – Ein Stück über Heimat
von Philip Jenkins nach Motiven von Homer
mit Annette Dangel, Elmar Marent, Hartmut Vogl, Hubert Dragaschnig, Isabella Wild, Nikolai Jochum, Sabine Lorenz, Sevgi Barlas
Ausstattung: Sabine Ebner
Licht: Matthias Zuggal
am Theater Kosmos Bregenz, Premiere 30. April 2019Theater Kosmos Bregenz
„Odyssee – ein Stück über Heimat“ stellt unterschiedliche Welten gegenüber und verknüpft antike Epik mit dokumentarischem Theater. Zunächst verkörpern SchauspielerInnen den Text des
legendären Homer über die Abenteuer des Odysseus auf der Bühne. Nach und nach gesellen sich Vorklostner BürgerInnen zu ihnen. Sie berichten von wirklichen Geschichten aus Vorkloster, erzählen von
sich und ihrer Welt. Nach und nach verwandeln sie sich in Figuren der Odyssee. So wächst das Ensemble im Verlauf der Aufführung, und so verwebt sich die Zeit der letzten 100 Jahre Vorkloster mit
der Geschichte von vor 3000 Jahren in Ithaka. Die Zeitebenen fließen
ineinander, der Mythos erscheint ganz nah, der Alltag als Dichtung.
Das Projekt entsteht zweigleisig. Zum einen gibt es die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Text des Homer, die in der dokumentarischen Arbeit gebrochen und gespiegelt wird. Über Wochen werden Gespräche in Vorkloster geführt und Geschichten gesammelt, die in der Probenarbeit mit den Erzählenden zu einem Theaterabend verschmelzen. Der größte Geschichtenerzähler Homer begegnet der größten Geschichtenerzählerin: der sogenannten Wirklichkeit.
„Man sitzt an der vorderen Kante des Theaterstuhls und spürt mit jeder Sequenz mehr, wie es einen in dieses Stück hineinzieht. […] Zwanzig Jahre Irrfahrten später, am Ende des Stücks, fragt Penelope Odysseus – und im Saal ist es so leise, dass man nicht nur die Stecknadel fallen hört und die Sprache in einer poetischen Dichte, wie ich sie selten im Theater gehört habe: ‚Warum bist du zurückgekommen?‘ […] Jenkins offeriert jedenfalls ein verdichtetes, stilles, wenngleich unendlich weites Universum, das sich zwischen der Homer’schen Welt des Odysseus, von dessen Abreise aus Ithaka, die Belagerung Troias, die Irrfahrten und der Rückkehr aufspannt und mit den individuellen Geschichten einiger Vorklöstner BürgerInnen zusammenspannt. Er verwickelt damit die Zuschauer nicht in ein hermeneutisches Projekt, in dem er uns, die wir begeistert aus diesem Abend hinaus gehen, vermittelt, dass nicht das jeweilige persönliche Vorverständnis von der Odyssee relevant ist, sondern die Auseinandersetzung, die Konfrontation mit diesem neu geschaffenen, uniquen, cinematischen Text, diesem Textgewebe als ästhetische Figuration. […] Ich vermute, die bis dato terminisierten sechs weiteren Vorstellungen werden für dieses Stück wohl nicht reichen.“
Peter Niedermair, Kulturzeitschrift
„Das ist berührend, informativ, erfrischend, das macht uns, ohne allzu belehrend zu wirken, darauf aufmerksam, dass wir mit unserer Gier viel zerstören, und das lässt an leider Verlorenes im
Stadtbild denken. Und wenn dann auch noch die Profis Hubert Dragaschnig und Sabine Lorenz mit der Odysseus-Penelope-Erzählung aufwarten, in der abweichend von Homer, Mann und Frau ebenbürtig
sind, ist das Bild komplett. „Odyssee – Ein Stück über Heimat“ ist und bietet eine bereichernde Erfahrung.“
Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten
„Der Regisseur bewies eine sehr gute Hand bei der Zusammenstellung des Texts und bei der Darstellung. […] Jenkins beleuchtet den Begriff Heimat von unterschiedlichen Seiten auf sehr anschauliche Weise, lässt natürlich aber auch genügend Raum für weitere Interpretationen.“
Tiroler Tageszeitung
„Dragaschnig bringt dabei Schwung in seine Erzählung, die er salopp von sich gibt: ein schöner Kontrast zu Penelopes kluger und berührender Sprache. […] Eine runde Sache, eine Ode an das Erzählen und die Vielfalt der Lebensgeschichten, die an einem Ort aufeinandertreffen.“
Lisa Kammann, NEUE